Original-Oldtimerszene - Pfenninger - Elfe M
Elfe M im Doppelschlepp hinter einer Dewotine.
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Die Elfe wurde im Gegensatz zur Elfe PM 3 nicht in Sandwichbauweise erstellt, um das Gewicht nicht in die Höhe zu
treiben. Gebaut wurde sie bei Albert Neukom in Neuhausen, Schweiz. Die Konstrukteure waren Markwalder und
Pfenninger, wobei Pfenninger hauptsächlich das Profil "beisteuerte".
Muster | Elfe M |
Gesamtkonzeption und Aerodynamik | Dr. Werner Pfenninger |
Konstruktion und Berechnung | Albert Markwalder |
Hersteller | Albert Neukom |
Spannweite |
17,50 m |
Profil (Flächen mit Wölbklappen) |
Pfenninger Laminarprofil 13.3 % bzw. 10,5 % |
Flügelfläche |
13,2 m² |
Streckung |
23,15 |
Rumpflänge |
7,90 m |
Rüstgewicht |
306 kg incl. 13 kg Trimmblei |
Flugmasse max. |
400 kg (lt. Schweizerisches Luftfahrtregister) |
Max. Flächenbelastung (bei 400 kg) |
30,3 kg / m² |
Geringstes Sinken |
0,54 m /sek. bei 70 km / h |
Beste Gleitzahl |
44 bei 100 km / h |
Zulässige Höchstgeschwindigkeit |
210 km / h |
Erstflug |
14.06.1956 - Flugplatz Belpmoos |
Zum Vergleich:
Die WLM 2 von 1954, gebaut von Ruedi Sägesser, hat eine Spannweite von 18,20 m, einen Flächeninhalt von 17,20 m²
und weist eine Streckung von 19,20 auf.
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Die Elfe M ist im weitesten Sinn das letzte Segelflugzeug von Dr. Werner Pfenninger, der 1938/39 mit dem Entwurf der allerersten Elfe von sich reden machte. Wie alle Pfenninger-Elfen besitzt auch die Elfe M den charakteristischen Grundriss, wie er beim Discus wieder aufgetaucht ist. Ein anderes gemeinsames Merkmal sind die über die gesamte Spannweite reichenden Querruder, denen die Funktion von Wölbklappen überlagert ist. Die für die damalige Zeit sehr dünnen Laminarprofile von Pfenninger stammen aus dem Jahr 1943. Sie sind im Innenflügel 13,3% und im Außenflügel 10,5% dick. Die Berechnung und Detailkonstruktion führte Albert Markwalder aus. |
Elfe M auf dem Schmerlat, dem Flugplatz der
Segelfluggruppe Schaffhausen
Der vollständige Name „Elfe M3“ verrät die Verwandtschaft mit der von Graham McLean, GB, restaurierten „Elfe PM 3“.
Einige Teile der beiden Flugzeuge haben eine gemeinsame Musterzulassung. Das betrifft vor allem den Rumpf und die Leitwerke.
Die ganze Steuerung wurde hingegen für die Elfe M neu konstruiert und vereinfacht, da das Flugzeug für den Amateurbau vorge-
sehen war. Die Konstruktion durch Albert Markwalder wurde aus Enttäuschung über das für die damalige Zeit hohe Gewicht
der in Sandwich-Bauweise erstellten Elfe PM 3 in konventioneller Bauweise ausgeführt. So ist beispielsweise das Mittelstück
des dreiteiligen Flügels mit etwa 120 kg rund 60 kg leichter, was bei der Montage bequemer ist. Leider ist das bei der Elfe PM 3
vorgesehene Einziehfahrwerk nicht weiter verwendet worden.
Ergebnis einer Kollission mit einer Cessna im Frühjahr 1975 Demolierte Elfe M in Speck-Fehraltorf
Das Flugzeug wurde kurz nach der zweiten WM-Teilnahme (1956 in St.Yan und 1960 in Köln) von Albert Neukom,
dem Erbauer, an den nachmaligen Präsidenten der Flugsportgruppe Zürcher Oberland (FGZO), Hermann Köhrer,
verkauft und ist seit 1961 auf dem Flugplatz Speck-Fehraltorf stationiert. Nächster Eigentümer war ab Juli 1967 mit
Franz Seitz wieder ein FGZO-Präsident, der es im August 1974 Beat Bünzli verkaufte. Nachdem das Flugzeug 1975
von einem führerlosen Motorflugzeug an der Rumpfspitze beschädigt worden war, wurde es 1977 meinem Bruder Karl
und mir von Stephan Hangartner, der die Reparatur eigentlich selber ausführen wollte, zum Kauf angeboten. Da wir,
als Neffen von Werner Pfenninger, schon von Kindsbeinen an von der Segelfliegerei unseres Onkels gehört hatten, war
die Elfe M rasch unser Eigentum (6. Juni 1977) und konnte 1978 nach der Reparatur von meinem Bruder eingeflogen werden.
Die nach der Raparatur wieder flugbereite Elfe M Erste Flüge am 19.08.1978 in Speck-Fehraltorf
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1985 beschlossen wir, eine Grundüberholung durchzuführen. Ziemlich genau 30 Jahre nach dem Erstflug konnte ich diese Riesenarbeit durch erneutes Einfliegen beenden. Auch 23 Jahre danach sieht man dem nun 53-jährigen Wölbklappen flugzeug sein Alter nicht an. Nur das abwerfbare Fahrwerk verrät den echten Oldtimer. In der Luft ist das etwas mühsame Handling am Boden allerdings rasch vergessen. So gelangen meinem Bruder und mir etliche Flüge über 300 km. Es macht auch heute noch Spass, sich mit Piloten in Kunststoffflugzeugen zu messen und festzustellen, dass man sehr gut mithalten kann. Das gutmütige, aber trotzdem wendige Flugzeug fliegt herrlich! Seit der Weltmeister- schaftsteilnahme 1956 in St. Yan in Frankreich mit Pilot Hans Nietlispach bis heute hat die Elfe bei 567 Flügen in 1022 Stunden einige Tausend Kilometer zurückgelegt. 21.06.2009 / © Hans Gysi |
Elfe M im neuen Hänger im Herbst 1980
Grundüberholung 1985 / 1986
Elfe M 2001 in Tschechien
Die nachfolgenden Bilder wurden uns von Beat Galliker, Schweiz, am 18.12.2008, von Kurt Stapfer am 06.02.2009
und von Hans Gysi am 23.07.2009 zur Verfügung gestellt. Beat ist Archivator bei der IG Albatros (www.ig-albatros.ch)
und Kurt ist Mitglied der Oldtimer Segelflug Vereinigung Schweiz. Er besitzt die Oldtimer Spalinger S 16 II, Baujahr 1946,
mit der Kennung HB-416 und K8b, Baujahr 1959, HB-671. Die Aufnahmen von Beat und Kurt wurden anlässlich der
36. Vintage-Glider-Club-Rallye in Wels, Österreich, vom 29.07. bis 10.08.2008 gemacht. An dieser Veranstaltung nahmen
insgesamt 105 Oldtimer-Segelflugzeuge teil.
Die Elfe M war ein absoluter Hochleistungssegler. Die Leistungsdaten entsprechen
in etwa der HKS-3, die 1955 ihren Erstflug absolvierte. Diese hatte 17,20 m Spann-
weite und erreichte eine beste Gleitzahl von 40 bei 90 km. Das Geringste Sinken
lag bei 0,56 m / sek. Mit der HKS-3 wurde Ernst-Günther Haase 1958 Welt-
meister in der Offenen Klasse.
WK-Mischer
Automatische Anschlüsse im Rumpf
Eine Rarität ist der dreiteilige Flügel der Elfe. Dieses Konstruktionsmerkmal wurde bereits bei der Elfe PM 3
angewendet. Diese hatte bei 16 m Spannweite einen Mittelteil von 10 m und 2 Außenflügel von je 3,00 m.
Aufgrund des relativ hohen Gewichts des Innenteils wurde bei der Elfe M das Mittelteil trotz der Gesamt-
spannweite von 17,50 m auf 8,40 m gekürzt. Die beiden Außenflügel messen je 4,55 m.
Montage der Außenflügel Anschlüsse der Außenflügel
Hans Nietlispach beteiligte sich mit der Elfe M 1956 an der Weltmeiserschaft in St. Yan, Frankreich und belegte
in der Einsitzerklasse Platz 8 vor Hanna Reitsch (Zugvogel) und Philipp Wills (Skylark III). Es nahmen insgesamt 45
Piloten teil. Diese Weltmeisterschaft wurde von Paul McCready geradezu dominiert. Er flog eine Breguet 901.
Anmerkung: Die "offene Klasse" wurde erst 1958 eingeführt.
Im Hintergrund HB-703, eine Ka6 CR, Baujahr 1962, des Oldtimer-Club Schänis, HB-494, ein
Karpf-Baby von 1945, Eigentümer: Hans Bucher, Alfred Schultheiss und Hans Hodel, Halter:
Oldtimer-Club Schänis, und PH-856, eine Ka 6 CR, Baujahr 1963, Eigentümer Martijn Hoogen-
bosch aus den Niederlanden.
Eigentümer der HB-534 ist Hans Gysi, Schweiz (23.12.2008)
Eigentlich kaum vorstellbar, dass dieses Flugzeug bereits 1956 seinen Erstflug hatte - wenn nicht das abwerfbare Fahrwerk
wäre!
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Enorm fortschrittlich: Die nach hinten gepfeilten Tragflächen, wie sie bei den modernen Hochleistungsseglern der heutigen Zeit gang und gäbe sind! Die Elfe entsprach dem Trend zu schnelleren Flugzeugen mit Wölbklappen. Sie beherrschten die Szene bis die Kunststoff-Segelflugzeuge aufkamen. René Comte nahm mit der Elfe an den Weltmeisterschaften 1960 in Köln teil und belegte Platz 11, nachdem er an einem Wertungstag 0 Punkte erreichte und am 5. Wertungstag lediglich 150,7 Punkte erflog. Vielleicht lag es daran, dass René die Elfe "eigentlich sehr wenig flog" (Originalzitat René Comte). Die Weltmeisterschaften wurden eigentlich von der polnischen SZD Zefir 2A beherrscht. Die beiden Piloten erreichten je 3 mal die Maximal- punktzahl und landeten ansonsten auf Platz 2 oder 3. Durch einen "Aussetzer" am 5. Wer- tungstag (250,7 Punkte) belegten sie am Ende die Plätze 2 und 3. Es gewann der ausgeglichenste Pilot Rudolfo Hossinger, Argentinien, mit einer Skylark 3, obwohl er keine Tageswertung gewann. 1963 belegten die Zefirs in der offenen Klasse die Ränge 1, 2 und 5. |
Die Flächen hatten ein Pfenninger-Laminarprofil mit einer Dicke von 13,3 %, 12,2% und 10,5%.
Das Höhenruder hat eine Spannweite von 2,54 m (zum Vergleich: Moswey III: 2,78 m, WLM 1: 2,80 m, WLM 2: 3,00 m).
Der Flächeninhalt betrug lediglich 1,31 m² (Moswey III: 1,70 m², WLM 1: 1,60 m², WLM 2: 1,90 m²).
Das lamiare Höhenruder hatte nur eine Dicke von 9 %.