Original-Oldtimerszene - Moswey - Moswey 4
Moswey 4 | Moswey 4a | |
Spannweite: | 14,40 m | 15,90 m |
Flächeninhalt: | 13,9 m² | 14,7 m² |
Flügelstreckung: | 14,95 | 17,2 |
Länge: | 6,35 m | 6,35 m |
Höhe: | 1,15 m | 1,15 m |
Leergewicht: | 180 kg | 180 kg |
Fluggewicht: | max. 313 kg | max. 315 kg |
Flächenbelastung max.: | 22,5 kg/m² | 21,4 kg/m² |
beste Gleitzahl: | 30 bei 88 km/h | 32 |
Kleinste Sinkgeschwindigkeit: | 0,67 m/sec bei 65 km/h | 0,60 m/sec |
Erstflug: | 25.02.1951 |
Erinnerungen von René Comte
(19.12.2008)
Im Herbst 1947 zog ich auf unbestimmte Zeit nach USA. Ich wollte dort arbeiten und als Nebenbeschäftigung
Moswey-Flugzeuge verkaufen. Georg Müller hatte große Pläne. Als Nachfolgerin der Moswey 3 hatte er die
Moswey 4 auf dem Papier (original mit 15,90 m Spannweite) und dazu neu den Doppelsitzer Moswey 6. Da
die Firma Hegetschweiler mit dem Bau der Moswey 3 Verluste gemacht hatte und keine Segelflugzeuge mehr
bauen wollte, begann Herr Müller in eigener Regie den Bau zu betreiben. Wir kamen überein, dass er mir den
Prototy der Moswey 4 als Vorführmaschine auf den Sommer 1948 nach USA senden würde, und zwar mit
gestutzten Flügeln (14,40 m Spannweite), um die Schnellflugeigenschaften zu steigern.
Leider kam es anders. Herr Müller schaffte es mangels Finanzen nicht, die Fabrikation in Schwung zu bringen
und ich wartete vergeblich auf mein Vorführflugzeug, mit dem ich an den amerikanischen Meisterschaften 1948
in Elmira teilnehmen wollte. Es war eine verpasste Chance. Ich bin sicher, dass wir damals im Zeitraum von
10 Jahren allein in den USA über 100 Mosweys hätten verkaufen können. Schade.
Als ich im Herbst 1949 in die Schweiz zurückkehrte war die Moswey-Produktion gänzlich still gelegt. Es waren wohl Teile vorhanden, Unmengen von Rippen und Beschlägen, aber kein Flugzeug in Montage. Eine Moswey 6 war fertiggestellt worden. Doch Herr Müller war nahe am Konkurs. Mit viel Mühe wurde es möglich, eine finanzielle Lösung zu finden, wonach Herr Müller vorerst den Prototyp der Moswey 4 (mit auf 14.40 m gestutzten Flügeln) in Einzelanfertigung bis zur Weltmeisterschaft 1950 in Schweden fertigstellen würde. Es war alles sehr knapp. Ich glaube, wir konnten nur einen einzigen Probeflug machen und mussten dann raschmöglichst nach Schweden losfahren, wo alle anderen Piloten bereits tagelang am Trainieren waren. Wir waren übernächtigt und müde und die Schweden fuhren damals noch links. So kam es wie es kommen musste: Kurz vor dem Ziel kam es zu einem Autounfall, wobei die Moswey beschädigt wurde. Die Reparatur dauerte bis zur Eröffnungsfeier. |
Eigentlich unbelastete startete ich anderntags ins Rennen. An diesem ersten Wettkampftag machte ich nun
Bekanntschaft mit meinem Vogel, der mein "Haustier" werden würde.
Auf dem ersten Schenkel, unter einer einladenden Wolke, als "Pirat" Gehringer mit seiner Weihe etwa
50 m unter mir auftauchte, machte mir dies anfänglich keinen Eindruck. Als er dann aber unbeirrt immer
höher kam und mich kurz vor dem Eintauchen in die Wolke mit erhobenem Kinn außenherum überholte
und im Nebel verschwand, wurde mir klar, dass ich nicht mehr in einer Moswey 3 saß, sondern in einem
etwas schwereren und nicht ganz so handlichen Flugzeug. Neun Monate später wurde ich beruflich nach
Südafrika versetzt, wo ich bis 1958 arbeitete. Glücklicherweise konnte ich mein "Haustier" Moswey 4
mitnehmen. Ich habe dort im herrlichen Segelflugwetter manch schönen Flug erlebt.
Vor meiner Rückkehr verkaufte ich die Moseey 4 an Boet Domisse. Später kam das Flugzeug in den Besitz
einer (ich glaube deutschen) Segelfluggruppe. Dann, vor etwa 10 Jahren wurde es von Willi Fahrni (OSV)
wieder in die Schweiz gebracht, wo es schließlich von Fritz Gull übernommen und restaueriert wurde.
Heutiger Eigentümer der Moswey 4, HB-520, ist Fritz Gull (Stand: 29.11.2007).
Moswey 4 im Rohbau. Ing. Georg Müller (Mitte)
mit seinen Mitarbeitern Willi Bürki (rechts) und
Ernst Bommer (links).
Georg Müller schildert die Entwicklung des Moswey 4:
"Die beiden ersten Prototypen Moswey 4 wurden von Anfang an mit 14.4 m und 15,9 m Spannweite
vorgesehen, um die Vor- und Nachteile der beiden Extreme in der Praxis abklären zu können. Zuerst
wurde derjenige mit 14.4 m fertiggestellt. Die Arbeiten gingen programmäßig vonstatten und es traten
keine Fehler von Bedeutung zutage. Obschon erste Prototype, machte alles einen so fertigen Eindruck
wie bei einer Serienmaschine. Als einzige Änderung gegenüber den Zeichnungen, musste der Sitz um
einige Zentimeter nach vorn geschoben werden. Der Einbau einer überdimensionierten elektrischen
Anlage, welche zusammen die Kleinigkeit von etwas mehr als 30 Kilo wog, ergab zusammen mit dem
ohnehin etwas überschrittenen Baugewicht, eine Vergrößerung der Flächenbelastung um fast 3 kg/m²,
also von 20 kg/m² auf 23 kg/m²."
Vor dem ersten Start auf Birrfeld.
"Das Einfliegen dieses Moswey 4 Nr. 1 (Immatr. Nr. 520) erfolgte durch den Besitzer R. Comte auf
dem Flugplatz Birrfeld. Es zeigte sich sofort, dass dieses Flugzeug die gleichen Eigenschaften hatte wie
der Doppelsitzer Moswey 6 und dass die Leistungen vorzüglich zu sein schienen. Auffällig war der
außerordentlich gute Gleitwinkel und die große Geschwindigkeit. Als einziger Nachteil wurde bei
geringer Geschwindigkeit ein Abfallen der Querruderwirkung festgestellt. Mit dieser Möglichkeit hatte
ich von Anfang an gerechnet und die Vorbereitungen für eine Änderung waren denn auch im voraus
schon getroffen worden. Dieser Verlust an Wirksamkeit war die Folge der unveränderten Übernahme
der Originalflügelspitze vom Moswey 6, was bei befriedigender Querruderwirkung buliche Vorteile
mit sich gebracht hätte."
"Leider konnten vor der Abfahrt zu den Segelflug-Weltmeisterschaften mangels Zeit keinerlei Änderungen
gemacht werden und so wurde denn diese ganz unterprobte Prototype, ohne dass Herr Comte sich darauf
hätte richtig einfliegen können ins Rennen geschickt. Leider brachte ihn in Schweden ein Transportunfall auch
noch um die schwedische Trainingswoche, sodass er ohne das geringste Training den Wettbewerb beginnen
musste. Da er bisher speziell auf den Moswey 3 trainiert war, flog er den neuen Moswey 4 in der gleichen Art,
d. h. in der Kurve viel zu langsam, sodass der Vogel mit 2 bis 3 m/sec. sank anstatt mit der richtigen Sinkge-
schwindigkeit von 0,65 m/sec. Dass er auf diese Weise der schlechteste Kletterer war, konnte nicht verwundern
Erst gegen Ende des Wettbewerbs hatte er sich einigermaßen an die Verhältnisse seines neuen Flugzeugs ge-
wöhnt. Immerhin war sein zwölfter Rang sehr ehrenvoll, nachdem alle anderen Schweizer weit zurück lagen,
mit Ausnahme von Gehringer, der die schwedischen Verhältnisse aus eigener Erfahrung kannte. Nach der
Rückkehr hatte Herr Comte erklärt, dass er mit aller Bestimmtheit in den ersten Rängen figuriert hätte, wenn
ihm die Trainingswoche zur Verfügung geständen wäre."
Anmerkung:
Die Weihe war das überragende Flugzeug dieser Weltmeisterschaft und wurde von 13 Piloten geflogen.
Die ersten beiden Plätze wurden durch Nilsson und MacCready auf Weihe erzielt. Auch "Pirat" Gehringer
flog eine Weihe. Die anderen Schweizer Teilnehmer belegten die Ränge 19, 20, 22 und 23.